Hallo zusammen,
Grundsätzlich bin ich der Meinung, dass nichts über eine gute, fachgerecht ausgeführte und leichte Lackierung geht, wenn dazu auch noch das richtige Material verwendet wird. Doch leider hat nicht jeder Eigenbauer die Möglichkeit oder Erfahrung, hochwertige Lackierungen selbst zu machen.
Ursprünglich wollte ich eine klassische Lackierung machen, doch ich kam mit dem Bauabschnitt der Oberflächen zu sehr in den Herbst und die Temperaturen waren schon zu nieder. Großflächige Lackierungen hätte ich in meiner Garage machen müssen, Kleinkruscht geht auch in meiner beheizbaren Mini-Werkstatt.
Ein Autolackierer gab mir eine grobe Kosten- und Gewichtsabschätzung für Füllern und Lackieren ab, da wurde mir ganz schwindlig! Also Alternativen gesucht. GFK war ja schon drauf, also musste eine leichtgewichtige Lösung her.
Nach einigem Hin und Her entschied ich mich für eine komplette Folierung der Oberfächen. Wir hatten mit Car-Wrapping-Folie bei unserem Vereins-Motorsegler schon sehr gute Erfahrungen gemacht. Ein Fliegerkollege hat eine Werbetechnik-Firma und langjährige Erfahrung beim Folieren von Autos. Er packte mir die SD-1 komplett in weiße Folie ein. Das ging im Prinzip ruck-zuck und verglichen mit dem Aufwand einer Lackierung ist das viel weniger Arbeit.
Als Folie nahmen wir den Typ 1060 von 3M. An allen Überlappungsstellen kam zusätzlich ein Primer zum Einsatz. Die Haltbarkeit sollte schon einige Jahre betragen. Die Folie ist so ausgelegt, dass man diese nach Jahren noch relativ einfach wieder abziehen kann. Danach kann man immer noch lackieren oder einfach noch einmal neue Folie draufkleben.
Das Gewicht der Folie ist nicht unerheblich. Ich ermittelte etwa 165g/m² Flächengewicht.
Wichtig ist auch, dass alle Stellen wo später keine Folie hinkommt, vorher mit weißem 2K Lack lackiert werden müssen. Das sind aber kleine Stellen die jeder Eigenbauer selbst lackieren kann, notfalls aus 2K Lackspraydosen.
Meine Oberflächen habe ich wie folgt aufgebaut:
• rohes Sperrholz, nur an den stärksten Dellen und den Übergangsstellen in die GFK-Formteile mit 2K Leichtspachtel gespachtelt.
• An allen Stellen, an denen ich die oberste Sperrholzschicht bis auf die erste Kleberschicht durchgeschliffen hatte, Verstärkung mit 1-2 Lagen 110er Gewebe.
• Alle Sperrholz-Oberflächen mit 55er Gewebe überzogen. Sperrholz vorher nicht grundiert oder versiegelt, nur mit 120-er Schleifpapier glatt geschliffen. Das sorgt für guten Verbund Holz zu Harz.
• Gewebe nach dem Härten mit 150-er Schleifpapier ganz vorsichtig geschliffen, um ja nicht durchzuschleifen.
• Alle beschichteten Oberflächen mit Dickharz abgespachtelt. Dickharz aus Laminierharz, etwas Thixotropiermittel und Microballon angemischt. Das Dickharz muss richtig in die Poren hineingepresst werden.
• Dann die gesamte Zelle bei 70°C für 8 Stunden getempert.
• Oberflächen mit Schleifpapier Körnung 220 bis 400 trocken geschliffen. Viel Gefühl und Sorgfalt nötig, damit auf den „Bergen“, also den Rippen und Holmen, das GFK nicht durchgeschliffen wird.
• Normalerweise könnte jetzt gefüllert und lackiert werden.
• Folie aufkleben.
• Fertig.
Die Anmutung der Oberfläche ist ähnlich gut wie bei einem Lack, aber eben ohne Orangenhaut, ohne Mücken oder Staub und vor allem ohne Rotznasen (zumindest wenn man die Lackierung selber macht und nicht die Erfahrung + Ausrüstung hat).
Als echter Nachteil der Folierung muss gesagt werden, dass die Oberfläche eben doch nicht so hart und robust ist wie ein Lack. Kratzer lassen sich nicht so ohne weiteres auspolieren. Die Überlappungsstellen der Folienstücke sind auch nicht gerade schön.
Wer jedoch wochenlanges Schleifen bis die Finger bluten vermeiden möchte, hat mit der Folierung eine echte Alternative. Ich würde aber in jedem Fall empfehlen, die Folierung zusammen mit einem erfahrenen Fachmann zu machen. Ich kann gerne eine sehr gute Adresse empfehlen.
Um Gewicht zu sparen, könnte ich mir vorstellen, auf das GFK zu verzichten und die Oberflächen nur zu grundieren und ganz dünn zu füllern. Der Untergrund muss auf jeden Fall ganz glatt sein, denn Unebenheiten zeichnen sich in der Folie ab. Farblich deckt die Folie alle Farbunterschiede vom Untergrund ab, da scheint nichts durch.
Die Folie ist so weich, dass sie bei allen Bewegungen vom Holz leicht mitgeht. Bei Lacken gibt es ja gerne nach einigen Jahren häufig Lackrisse, das dürfte bei der Folie nicht passieren.
Viele Grüße
Stefan